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Muss man sich das geben?

Foto: Witters Sport-Presse-Fotos

Nachdem ich im Herbst letzten Jahres nach meiner Marathonvorbereitung verletzungsbedingt nicht laufen konnte, hatte ich nun den zweiten Anlauf gestartet. Diesmal mussten vier lange Läufe reichen. Ich hatte einen Startplatz für den Hamburg Marathon gewonnen, aber diesen Lauf eigentlich aufgrund der kurzen Vorbereitung nicht wirklich ins Auge gefasst. Dann aber sollte dies mein Marathon-Erstling werden, da sowohl Bekannte bei drsl / kmspiel.de als auch Vereinskollegen diesen Lauf samt toller Atmosphäre als besonders empfehlenswert einstuften.

Ich buchte ein viel zu teures Hotel und machte mich in gereizter Stimmung auf den Weg nach Hamburg. Ich nahm am Anreisetag die Anmeldehürde, die ich in solchen Dimensionen zum ersten Mal erlebte. Ein kurzer Besuch bei meinem Sponsor und ab zu meiner ersten Pasta-Party. Es lief dort auch laute Musik aber keiner tanzte. Es wurde eine kleine Portion Nudel mit Fleischsauce gereicht; dann doch lieber auf zum Italiener meiner Wahl.

Am Morgen machte ich mich dann auf zu meinem Startblock F. Ich beäugte meine „Konkurrenz“ und versuchte diese in Wölfe und Schäfchen einzuteilen. Ein nettes Gespräch vor dem Start und dann ging es los. Die ersten zehn Kilometer war ich nur mit Trippeln, Ausweichen und Überholen beschäftigt. Dann gönnte ich mir bei Kilometer vierzehn mein erstes Energiegel. Ich genoss die Kulisse und wurde so bis circa Kilometer vierunddreißig getragen. Dann wendete sich das Blatt: der Puls stieg bei gleichbleibendem Tempo und die Martyrium begann. Die Oberschenkel schmerzten und nur der Gedanke an diese sagenumwobenen letzten Kilometer trugen mich gen Ziel.

Auch hier blieb mal wieder der Runner’s High aus. Ich kam nicht in den Genuss dieser motivationsgeladenen Energiespritze. Ich sah irgendwann das Ziel und hatte es geschafft: kein Jubel, kein Glücksgefühl. Man drückte mir eine Medaille in die Hand. Ich schleppte mich zur Gravurstelle, um meine Zeit zu verewigen und dann zu meiner Freundin, quälte mich hinunter auf Treppen zur U-Bahn und duschte im Hotel.

Eine objektiveren Blick der Ereignisse habe ich als Laufbericht verfasst. Dennoch: den nächsten Marathon buchte ich dann doch nicht im Rausch, sondern einen Tag später bei Bekannten heimlich und in aller Stille.

1 thought on “Muss man sich das geben?”

  1. Pingback: Greif nach den Sternen! » curro ergo sum

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