Jetzt ist es bald wieder soweit. Überraschenderweise sind meine beiden Kinder in diesem Jahr ein wenig lustlos. Die sonst übliche Euphorie stellt sich einfach nicht ein. Die Kleine greift routiniert auf die Standardlösung zurück: Prinzessin; bewährt und gesellschaftlich akzeptiert. Mein Sohn kann sich nicht entscheiden. Er weiß einfach nicht, ob ihn in diesem Jahr die Sterne rufen und ihn zu einem der zahllosen Sternenkämpfe einladend zuzwinkern oder ob er doch eher den lichtscheuen Erdling mimen und dem Vampir den Vorzug geben sollte: Beides mächtige und gleichzeitig bedrohliche Rollen.
Auch beim Laufen scheint die Karnevalszeit zu locken. Nachdem ich lange Zeit einen Trend ignoriert hatte, bin ich bei meinem letzten Lauf wieder einmal auf diesen hingewiesen worden. Aber da ich dieses so dann als Einzelfall abtat, hatte ich den Vorfall schnell vergessen, bis ich in einer Laufzeitung einen Bericht über einen japanischen Marathon las: Laufen in Tights mit zusätzlich übergestreifter Laufshorts.
Dieser Trend erinnerte mich auf den ersten Blick an jene Frauen, die an sommerlichen Abenden gerne einmal trotz angenehmer Temperaturen einen Pullover mitnehmen, nur um diesen dann einer praktischen Eingebung folgend, gekonnt um die Hüfte zu binden. Eigenartigerweise passiert diese klimatische Fehleinschätzung gerade jenem Teil des weiblichen Geschlechts, der gleichzeitig zu dem Schluss gekommen ist, dass der eher zum Sitzen benötigte Teil des Körpers bei ihnen ein wenig zu kräftig ausgeprägt sei und einer gewissen Kaschierung bedürfe.
Ist dieses nun beim Laufen auch der Fall oder folgen die Läufer hier dem von der bergradfahrenden Zunft vorgelebten Trend zur lässigen Kleidung? Da stellen sich mir in diesem Zusammenhang in diesem Moment mehr Fragen als Antworten, so dass ich hier noch ein wenig beobachte, bevor ich dann an dieser Stelle einen Erklärungsversuch starten werden.